Lötspitzenformen

Wie wählt man die passende Lötspitze für Mikrolötarbeiten aus?

Die Form und die Größe einer Lötspitze spielen eine zentrale Rolle für die Qualität beim Löten, da sie maßgeblich die Wärmeübertragung und damit das Lötverhalten beeinflusst.

Anhand praktischer Beispiele aus dem Bereich der Elektronikfertigung zeigen wir Ihnen, wie Sie die geeignete Lötspitze für verschiedene Anwendungen auswählen.

Lötspitzenform B

Abbildung einer HAKKO Lötspitze Form B

Die Lötspitzenform B zeichnet sich durch ihr konisch zulaufendes Ende aus, das einer Bleistiftspitze ähnelt. Diese Form erlaubt ein flexibles Arbeiten, da sich je nach Bedarf unterschiedliche Bereiche der Spitzenoberfläche nutzen lassen. Dank ihrer Form lässt sie sich unabhängig von Handhaltung oder Winkel einsetzen. Dadurch eignet sie sich ideal sowohl für feine als auch größere Lötstellen.

Da sich die Form B universell einsetzen lässt, eignet sich diese für nahezu alle Lötarbeiten. Auch für Anfängerinnen und Anfänger ist sie gut geeignet, da sie intuitiv zu handhaben ist.

Typische Anwendungen dieser Lötspitze sind:

  • Ziehen von Lötreihen
  • Setzen einzelner Lötpunkte
  • Einlöten von Chips

Lötspitzenform BC/C

Schräg abgeflacht für effiziente Wärmeübertragung

Abbildung einer HAKKO Lötspitze Form BC/C

Die Lötspitzenformen BC/C verfügen über einen konischen bzw. zylindrischen Schaft mit schräg abgeschliffener Fläche. Diese besondere Geometrie ermöglicht eine effektive Wärmeübertragung auf die Lötstelle. Ein wesentliches Merkmal der BC-Form ist die größere Materialstärke. Da somit eine höhere thermische Masse erreicht wird, ist diese ideal für anspruchsvolle Lötarbeiten.

Typische Anwendungen dieser Lötspitze sind:

  • Linienförmiges Löten, z. B. an IC-Anschlüssen
  • Vorverzinnen von Drähten und Litzen
  • Einlöten von Bauteilen wie SMD-Kondensatoren

Unterschiede zwischen Typ BC und C:

  • Typ BC (konisch schräg abgeflacht):
    Höhere Wärmekapazität, daher besser geeignet für größere oder wärmeintensivere Lötstellen
  • Typ C (zylindrisch schräg abgeflacht):
    Etwas geringere thermische Masse, ideal für präzise Arbeiten auf engem Raum

Lötspitzenform BCF/CF

Lötspitzenform BCF CF

Die BCF/CF-Lötspitze ähnelt in ihrer Grundform der BC/B-Variante, weist jedoch eine Besonderheit auf: Nur die Schnittfläche ist hier verzinnt.
Da das Lot nicht bis zur Spitze vordringt, eignet sich diese Ausführung besonders gut für Lötarbeiten in beengten Bereichen mit dicht beieinanderliegenden Bauteilen.

Unterschied zwischen BC/C und BCF/CF:

Im Gegensatz zur BC/C-Form, bei der die gesamte abgeschliffene Fläche verzinnt ist, bietet die BCF/CF mehr Kontrolle bei präzisen Lötstellen und reduziert die Gefahr von Lötbrücken – ideal für Arbeiten nahe empfindlicher oder eng platzierter Komponenten.

Lötspitzenform BCM/CM

Schräg abgeflacht mit integrierter Mulde für sauberes Schlepplöten

Lötspitzenform BCM CM

Die HAKKO BCM/CM-Lötspitzen basieren auf der bewährten Form BC/C. Zusätzlich verfügen sie jedoch über eine Vertiefung in der abgeschliffenen Fläche, die sogenannte Hohlkehle. Dank dieser speziellen Mulde lässt sich die Oberflächenspannung des Lotes gezielt ausnutzen, um beim Schlepplöten die Bildung von Lötbrücken zu verhindern.

Typische Anwendungen dieser Lötspitze sind:

  • Ideal zum gleichmäßigen Verlöten mehrerer Pins in einem Durchgang
  • Besonders geeignet zur Entfernung kleiner Lötbrücken
  • Unterstützt eine saubere und sichere Verarbeitung, insbesondere bei empfindlichen IC-Anschlüssen

Die Hohlkehle wirkt dabei wie eine Lotfalle: Durch die Oberflächenspannung entsteht ein kontrollierter Lotfluss mit Saugwirkung, wodurch überschüssiges Lot aufgenommen wird. Dadurch wird die Gefahr unerwünschter Verbindungen zwischen benachbarten Pins reduziert und es bilden sich zuverlässige Lötverbindungen.

Lötspitzenform D

Flach, breit und vielseitig einsetzbar

Lötspitzenform D

Die Lötspitzenform D ähnelt in ihrer Form einem Schlitzschraubenzieher oder einem kleinen Meißel. Ihre breite und zugleich flache Spitze bietet eine deutlich größere Kontaktfläche als die konische Form B. Dadurch wird eine breite gleichmäßige Wärmeübertragung ermöglicht. Die Löstspitzenform eignet sich insbesondere für das Löten von SMD-Bauteilen und das Schlepplöten mehrerer Pins in einem Arbeitsschritt.

Typische Anwendungen dieser Lötspitze sind:

  • Schlepplöten von IC-Pins
  • Löten größerer Lötstellen
  • Verarbeitung von SMD-Komponenten

Die D-Form ist in verschiedenen Breiten erhältlich, von 0,5 mm bis 5,2 mm und eignet sich als universelle Lötspitze für viele Aufgaben. Aufgrund ihrer speziellen Geometrie kann sie entweder mit der gesamten Flachseite oder gezielt mit der Kante (Schneide) eingesetzt werden. Dies erfordert jedoch etwas Übung. Eine geeignete Handhabung ist ebenfalls wichtig, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Lötspitzenform I

Schlank und präzise für feinste Lötarbeiten

Lötspitzenform I

Die HAKKO-Lötspitzen der Form I ähneln in ihrer konischen Form der Variante B, sind jedoch deutlich schlanker ausgeführt. Diese besonders feine Geometrie macht diese Lötspitzen ideal für präzise Lötarbeiten an sehr kleinen Bauteilen oder in den engen, schwer zugänglichen Bereichen einer Leiterplatte.

Typischerweise werden mit dieser Lötspitze Mikrokomponenten wie z. B. Bauteile 0603 verarbeitet. Außerdem kommen die Lötspitzen bei sehr enger Bestückung und beispielsweise bei der Reparatur von Smartphones zum Einsatz.

Typische Anwendungen dieser Lötspitze sind:

Aufgrund ihrer geringen Masse verfügen Lötspitzen des Typs I lediglich über eine begrenzte Wärmekapazität. Die für größere Lötstellen erforderliche Energiemenge kann deshalb unter Umständen nicht ausreichend übertragen werden. Da dies zu unzuverlässigen Verbindungen führen kann, sollte dieser Spitzentyp ausschließlich für filigrane Lötaufgaben verwendet werden.

Lötspitzenform J

Konisch, gebogene Spitze für vielseitige Anwendungen

Lötspitzenform J_1

Die HAKKO-Lötspitzen der Form J sind eine abgewinkelte Variante der Formen I oder B. Durch die gebogene Geometrie eignet sich dieser Spitzentyp besonders gut für Schlepplötarbeiten sowie für präzises Löten in schwer zugänglichen oder beengten Bereichen.

Im Vergleich zu den geraden Varianten der Typen B oder I bietet die Form J durch den angewinkelten Spitzenkopf eine doppelte Funktionalität:

  • Punktgenaues Löten mit der Spitze
  • Flächiges Arbeiten mit der abgeschrägten Seite

Dadurch lassen sich sowohl längere Lötverbindungen „ziehen“ als auch Lötbrücken gezielt entfernen. Die Kombination aus Präzision und Flexibilität macht diese Lötspitze zu einem praktischen Werkzeug für komplexe Lötaufgaben auf dicht bestückten Leiterplatten.

Lötspitzenform K

Konisch mit abgeschrägter, klingenartiger Spitze

Lötspitzenform K

Die HAKKO-Lötspitzen der Form K erinnern in ihrer Form an eine Messerklinge. Dank dieser besonderen Geometrie lässt sich diese Lötspitze äußerst flexibel anwenden. So wird die Klinge beim Schlepplöten schräg gehalten. Dadurch entsteht eine breite Kontaktfläche, mit der sich beispielsweise gleichmäßig mehrerer Pins verlöten lassen. Wird die Klinge hingegen gerade geführt, eignet sich die Lötspitze hervorragend für präzise Punktlötungen in engen Bereichen, wie etwa bei SMD-Bauteilen.

Typische Anwendungen dieser Lötspitze sind:

  • Für linienförmiges Löten längerer Strecken
  • Für punktgenaue Lötstellen
  • Mit der breiten Flachseite für flächiges Arbeiten

Dank der klingenartigen Form ist auch in beengten Räumen einer Baugruppe ein sicheres Arbeiten möglich. Das erweist sich insbesondere beim Entfernen von Lötbrücken oder beim „Ziehen“ längerer Lötverbindungen als vorteilhaft. Dabei ist die Fähigkeit der Spitze, Lot auf ihrer Oberfläche zu speichern, entscheidend für gleichmäßige und zuverlässige Ergebnisse. Da die Klingen auf der einer Seite flacher sind und damit spiegelsymmetrisch sind, ist es möglich die die Form „K“ sowohl für Rechtshänder als auch für Linkshänder in verschiedenen Varianten anzubieten.

Lötspitze mit Kerbe

Konkav / V-Rille

Lötspitze mit Schlitz
Diese Lötspitze besitzt eine V-rillenähnliche Vertiefung auf der Oberseite. Die konkave Form vergrößert den Kontaktbereich zur Lötstelle, was die Wärmeübertragung verbessert. Die Lötspitze eignet sich insbesondere für das Löten von Durchkontaktierungen (PTH), da sich damit eine unvollständige Füllung der Lötstelle zuverlässig verhindern lässt.

Lötspitzenform Spatula

Lötspitzenform Spatula

Mit den HAKKO Spatula-Lötspitzen lassen sich mehrere Pins eines ICs oder breite Steckverbindungen zeitgleich erwärmen. Die Lötspitzen eignen sich insbesondere für Anwendungen, die eine gleichmäßige Wärmeverteilung auf einer größeren Fläche erfordern. Beispielsweise bei der thermischen Kompression von FPCs (flexiblen Leiterplatten) oder beim Löten an abgeschirmten Gehäusen.

1. Grundprinzipien bei der Auswahl der Lötspitze

Achten Sie bei der Auswahl der Lötspitze auf die thermische Belastbarkeit der Leiterplatte als auch auf Bauform und Größe zu lötender Bauteile.

Wählen Sie eine Lötspitze mit ausreichender thermischer Masse, die eine möglichst große Kontaktfläche zur Lötstelle bietet, um die Wärme optimal übertragen zu können. Die Lötspitze sollte zur Geometrie der Lötstelle passen. Sie sollte weder zu groß sein, um benachbarte Strukturen nicht zu beschädigen. Noch sollte die Lötspitze zu klein sein, um eine zuverlässige Erwärmung der Lötstelle zu gewährleisten.

2. Auswahl der Form und Größe der Lötspitze

Prüfen Sie zunächst, ob sich Form und Größe der Lötspitze für die vorgesehene Anwendung eignen. Bei der Auswahl der richtigen Lötspitze ist es wichtig, die vorhanden Lötbedingungen zu berücksichtigen, wie z. B. „der Lötraum ist sehr eng“, „neben dem Lötbereich befindet sich ein hohes Bauteil“ oder „es handelt sich um ein Bauteil mit einer hohen Neigung zu Lötbrücken“.

Solche Rahmenbedingungen erfordern eine besonders sorgfältige Auswahl der Lötspitze, damit fehlerfrei gearbeitet werden kann.

3. Sicheres Arbeiten durch die passende Lötspitze

Nachdem Sie Form und Größe der Lötspitze unter Berücksichtigung der Wärmekapazität des Lötkolbens sowie der Abmessungen und Eigenschaften der Bauteile ausgewählt haben, ist es ebenso wichtig, eine Spitze zu wählen, mit der Sie gut zurechtkommen.

Kommt es bei der Arbeit mit der gewählten Lötspitze häufig zu Fehlern, sollten Sie die Auswahl der Spitze überdenken. Möglicherweise eignet sich eine andere Form besser. In manchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, den Lötkolben zu tauschen.